Wallenstein
Sein Leben erzählt von Golo Mann
1126 Seiten-Werk !
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Wallenstein
Sein Leben erzählt von Golo Mann
Von:
Golo Mann
Verlag:
Fischer
Rezensionen:
Ein unglaublich gutes Buch.
Gelesen nach Münklers, Schmidts, Englunds und Burkhardts Analysen des
Dreissigjährigen Krieges und nach Mortimers Wallenstein-Biografie.
Golo Mann gefällt mir am besten, man versteht erstmalig die Motive der vielen
Akteure besser.
Absolute Empfehlung.
Wer den Dreissigjährigen Krieg verstehen will, sollte dies Buch unbedingt lesen.
Auch sprachlich ein Genuss.
——
Dieses Werk in den Himmel zu loben ist wie Eulen nach Athen tragen.
Dennoch, was bleibt einem anderes übrig?
Nach nur wenigen Seiten ist man von der Geschichte dieser geliebten, gehassten,
bewunderten und verachteten Persönlichkeit sowie von der schier unfassbaren
Sprachgewalt Golo Manns so gefangen, dass die knapp 1130 Seiten vergehen
wie im Fluge.
Doch was ist dieses Buch?
Eine Biografie, Geschichtsschreibung oder gar ein Roman?
Der Autor selbat bezeichent sein Epos als "blutigen Roman".
Natürlich basiert das Buch auf einer vielzahl von Quellen, was der umfangreiche
Anmerkungsapperat am Ende der Darstellung bezeugt, doch gleitet Mann immer
wieder ins Vermutende und Psychologisierende ab.
Bestes Beispiel hierfür sind die beiden Nachtphantasien, in denen Mann die
innersten Gedanken Wallensteins darstellen will und dafür als Ich-Erzähler in
die Rolle seines Gegenstandes schlüpft:
"Könnte ich dem Bayern an die Gurgel.
Ihn abstechen wie den Kerl zu Olmütz". Maximilian, der Kurfürst von Bayern,
war ein lebenslanger Gegner des Friedländers, doch Mordgedanken?
Man(n) weiß es nicht.
Indem Golo Mann das Leben Wallensteins nachzeichnet, seinen Aufstieg zum
kaiserlichen Generalissimus und zum vermögensten Mann des Reiches bishin zu
seiner Ermordung durch die eigenen Generäle in Eger am 25.2.1634, entwirft er
auch ein Bild der gesamten Epoche, in der Wallenstein gelebt hat:
dem Dreißigjährigen Krieg.
Ich kenne keine bessere Darstellung, in der Vorbedingungen, Verlauf und
Motivationen der Beteiligten so klar analysiert werden wie hier.
Doch dazu braucht der Leser etwas Zeit.
Man muss dieses Werk in seiner Gänze lesen und kann sich nicht einzelne
Kapitel herauspicken.
Denn "Wallenstein" ist, wie gesagt, kein herkömmliches Lehrbuch,
sondern ein "blutiger Roman".
Und bei einem Roman liest man ja auch nicht zuerst das Ende, weil man wissen
will, wer der Mörder ist.
Was am meisten fasziniert, ist die Sprache.
Heute gibt es wohl keinen deutschsprachigen Autor mehr, der auch nur auf
100 Seiten diese Sprachgewalt zu Papier bringen kann.
Geschweige denn 1130 Seiten.
Unweigerlich fühlt man sich an Thomas Mann, Golos Vater, erinnert, der die deutsche
Sprache auf wohl in alle Ewigkeit nicht mehr zu erreichende Höhen getrieben hat.
Hier ein Beispiel:
"Zu ihrer wie ihres Auftraggebers Gedecktheit gehörte, daß sie ihre hochpolitischen
Reisen nach Paris, Brüssel, Rom, London auf eigene Faust, in Verbindung mit
Ordensverwandten, unternahmen, derart, daß Maximilian, welcher das Halbdunkel
liebte, nachher zu behaupten in der Lage war, er habe ihre Bewegungen weder
fördern noch hindern können, da er ja nichts davon gewußt hätte“.
Ein faszinierendes Lebens unter einem faszinierenden Motto: "invita invidia -
dem Neide zum Trotz".
Dieses Wallensteinsche Credo lässt sich auch auf seinen Biografen übertragen,
denn wer, der dieses Epos liest, fühlt nicht ein wenig Neid in sich aufsteigen?
Ein wenig Kritik zum Schluss:
Im Zweifel für den Angeklagten!
Wallenstein kommt bei Mann sehr gut weg.
Der schwarze Peter wird meistens seinen Gegenspielern zugesteckt.
Aber das wundert nicht.
Beschäftigt man sich jahrelang mit einer Person, fängt man wohl zwangsläufig an,
sich mit dieser zu identifizieren und in Schutz zu nehmen.
Fazit:
Nicht von der Länge abschrecken lassen!
Dieses unvergängliche Meisterwerk wird jeden vom Hocker reißen,
der auch nur ein bisschen an dieser Epoche interessiert ist.
1126 Seiten
Belesenes, altes Werk
Seiten altersmässig etwas nachgedunkelt.
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